Medialität: Botschaften aus dem Jenseits
Medialität ist salonfähig geworden. Menschen, die mit Toten in Kontakt treten können und den Hinterbliebenen Botschaften übermitteln, in Trance heilen oder Wesen aus einer anderen Dimension channeln, sind beliebt. Die Buchhandlungen sind gut bestückt mit Büchern zum Thema, auf YouTube finden sich jede Menge Videos und es gibt unzählige mediale Aus- und Weiterbildungen.
Gerade junge Menschen bewegen sich zunehmend entspannt, gewandt und erfolgreich in diesem Gebiet. Nicht zuletzt dank ihrem Wirken auf grossen Bühnen oder im Fernsehen findet die Idee von der Weiterexistenz nach dem leiblichen Tod in weiteren Kreisen Resonanz.
Varda Hasselmann, selber seit Jahrzehnten Trance-Medium, schreibt in ihrem Buch «Medialität und Trance» denn auch: «Diese Generation von Menschen, die meist nach 1980 geboren wurden, zeichnet sich durch eine auffällige Frische, wache Intelligenz, Selbstverständlichkeit und praktische Erdgebundenheit aus.»
C.G. Jungs Dilemma
Diese Selbstverständlichkeit ist ein Merkmal der letzten zehn, zwanzig Jahre. Noch vor nicht allzu langer Zeit war es unmöglich, zu aussergewöhnlichen Wahrnehmungen zu stehen, ohne als verrückt zu gelten. So bangte der 1961 verstorbene, wegweisende Psychoanalytiker Carl Gustav Jung so sehr um seinen guten Ruf als Wissenschaftler, dass er testamentarisch festlegte, seine Aufzeichnungen über das, was er «sah» dürften nicht veröffentlicht werden. Sein «Rotes Buch» erschien deshalb erst 2009.
Jung hatte viele Jahre lang einen geistigen Gefährten gehabt, den er Philemon nannte. «Psychologisch stellte Philemon eine überlegene Einsicht dar. Er war für mich eine geheimnisvolle Figur. Zu Zeiten kam er mir fast wie physisch real vor. Ich ging mit ihm im Garten auf und ab, und er war mir das, was die Inder als Guru bezeichnen», steht im Buch «Erinnerungen, Träume, Gedanken von Carl Gustav Jung».
Jahrtausendealte Tradition
Medialität ist keine neue Erscheinung. Varda Hasselmann spricht von einer vieltausendjährigen mitteleuropäischen Tradition des medialen Empfangens: «Medien, in welcher Funktion auch immer, haben unsere Zivilisation aufs Nachhaltigste geprägt. Man nannte sie nur anders: Heilige, Propheten, Mystiker.»
Die grossen Religionen beruhen auf Offenbarungen – mit anderen Worten, Religionsbegründer wie Moses oder Mohammed glaubten sich im direkten Kontakt mit Gott. (Heute würden wir sagen, sie haben Botschaften gechannelt.) Von Jesus wiederum ist überliefert, dass er sich immer wieder aus der Menge zurückzog, um himmlische Weisungen zu empfangen.
In der Kirchengeschichte wimmelt es von Leuten - viele von ihnen Ordensschwestern -, die Visionen hatten. So berichtet die spanische Heilige und Kirchenlehrerin Teresa von Avia (1515-1582) von ihren Engel-Visionen. Die englische Mystikerin des 14. Jahrhunderts, Juliana von Norwich, wiederum wandte sich nach den Visionen während ihrer Pest-Erkrankung dezidiert von allen Höllenängsten ihrer Epoche ab. Sie hinterliess ein Werk, in dem sie von der bedingungslosen Liebe Gottes spricht und Trost spendet, anstatt Angst zu verbreiten. Damit ist sie eine Vorläuferin der modernen medial arbeitenden Menschen.
Die Spiritualisten
Genau darum geht es den mehrheitlich im englischsprachigen Raum angesiedelten spiritualistischen Kirchen. Mit den Jenseitskontakten, die Medien während eines Gottesdienstes geben, wollen sie einerseits beweisen, dass es ein Leben nach dem Tod gibt. Andererseits sollen die Botschaften der Verstorbenen ihren Angehörigen und Freunden Trost und Heilung bringen.
Entscheidend sind bei diesen Kontakten konkrete Beweise. In der englischen Tradition ist es entscheidend, dass die Person, die einen Kontakt erhält, die verstorbene Person einwandfrei erkennen kann. Das geschieht mit Hilfe von Beweisen wie der Todesursache, einem typischen Merkmal oder Charakterzug der verstorbenen Person, gemeinsamen Erinnerungen oder einem Namen. Wer je die Gelegenheit hatte, von einem guten Medium einen Kontakt zu erhalten, weiss, wie präzise die Beschreibungen sind, und wie sehr die persönlichen Botschaften unserer Lieben im Jenseits uns berühren können.
Möchten Sie einen Jenseitskontakt erleben? Melden Sie sich gerne bei mir.